Hussam hat es geschafft! Stolz zeigt er sein IHK-Diplom. Er ist 26 Jahre alt, stammt aus Syrien und heißt mit vollem Namen Mohammad Hussam Al Shehadat. „Nenn mich einfach Hussam“, sagt er.
Im Jahr 2016 ist er aus Syrien geflohen. „Ich war gerade im ersten Studienjahr für Elektrotechnik an einer Universität in Damaskus, da habe ich mich wegen des Krieges zur Flucht aus Syrien entschlossen,“ erzählt er. Also ist er im Alter von 18 Jahren aus Syrien geflohen, alleine, seine Verwandten, mit denen er regelmäßig in Kontakt steht, sind noch alle in Syrien.
2016 kam er in Deutschland an, hier hatte er Bekannte, so ist er in Seligenstadt gelandet. Vier Jahre hat er im „Roten Haus“ gewohnt, das ist eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge, die vom Kreis Offenbach in Seligenstadt errichtet wurde. Ein ganzes Jahr musste er auf seine Anerkennung mit dem dadurch gewährten Aufenthaltsstatus warten. In dieser Zeit nahm er an den Deutschkursen des AK Willkommen im FLIDUM teil und besuchte die vom AK veranstalteten Begegnungscafés, um Fuß zu fassen. Erst mit dem Aufenthaltsstatus hatte er auch Anspruch auf die Teilnahme an einem öffentlich geförderten Sprach- und Integrationskurs.
Mit dem Sprachkurszertifikat in der Tasche hat Hussam dann selbständig nach einer Ausbildungsstelle im Bereich Elektrotechnik gesucht. In der Bodo Ehmann GmbH in Mainhausen bot man ihm ein Praktikum an, um ihn besser kennen zu lernen. In dem innovativen mittelständischen Unternehmen werden elektronische Steuerungen in den Bereichen Dimmtechnologie, Stromverteilung und Haushaltsinstallationstechnik hergestellt. Ein paar Tage nach Ende des Praktikums kam eine Email mit dem Angebot eines Ausbildungsplatzes bei der Firma.
„Das Leben in der Gemeinschaft im Roten Haus war gesellig, aber für die Konzentration auf eine Berufsausbildung war das nicht immer gut.“ Deshalb ist er dort ausgezogen und wohnt jetzt bereits geraume Zeit in einer kleinen Kellerwohnung in Froschhausen.
Bei der Bodo Ehmann GmbH ist er nun als Electronic Developer in der Entwicklungsabteilung angestellt. Die Übernahme in die Festanstellung war ihm von der Firma bei Bestehen der IHK-Prüfung vertraglich zugesagt worden. „In der Firma gab es dann sogar einen Aushang, in dem mir zum Diplom und zur Festanstellung gratuliert wurde,“ berichtet Hussam freudestrahlend.
In seiner beruflichen Tätigkeit möchte er sich weiterentwickeln und noch viel mehr dazulernen. Denn die Elektrontechnik und Elektronik ist für ihn mehr als nur irgendein Berufsfeld, er liest auch in der Freizeit entsprechende Fachliteratur und ist auf innovative Themen in diesem Bereich fokussiert. „Der Chef unserer Firma hat mich immer sehr unterstützt und gefördert,“ sagt Hussam. Nun kann er seinem Chef und der Firma auch etwas zurückgeben.
Jürgen Schneider