Freiluft-Theater

Publikum sticht mit Iso und Cecil in See:

„Kaleidoskop“-Theatertage: Munteres Trio präsentierte Shanty-Musical auf Freiluft-Bühne an der Berliner Straße:

„Iso ist ein multipler Charakter.“ Das sagt seine Kollegin Uta und berichtet, dass er in einem Stück schon mal zwölf Rollen spielte. Beim Mini-Musical „Cecil oder: Auf der Suche nach der Insel der Trøtentiere“ verkörpert er nicht nur alle Figuren selbst, er hat auch das Stück und die darin vorkommenden Lieder geschrieben. Ihren alten VW-Camper hatten Iso Herquist (Ukulele), Uta Wagner (Schlagzeug und Percussion) und die beide einen Kopf überragende Nina Hacker (Kontrabass) im September auf der Wiese zwischen den Hochhäusern an der Berliner Straße geparkt, um Theater zu machen. Das musikalische Seemannsmärchen war eingebunden in die hessischen Theatertage „Kaleidoskop“, die in diesem Jahr 20. Geburtstag feiern. Und wieder war viel junges Publikum erschienen, das mit Cecil und ihrem Freund Iso in See stach.

Cecil ist eine Raupe, laut Iso „ein Spitzenkumpel“, liebt Abenteuer und Eisbergsalat. Weil den auch Oma Jørgensen mag, fliegt Cecil hochkant aus ihrem Garten, so dass er richtig sauer ist und beschließt, auf die Insel der Trøtentiere zu reisen. Dort, weiß Cecil, gibt es immer Party und immer Salat. Eine Raupe, ein Wort. Iso warnt zwar, Kutter-Entführung stehe unter Strafe. Doch Käpt’n Penry schnarcht mal wieder, so dass es bald darauf heißt: „Leinen los!“ Mit flotten Swing- und Rapp-Rhythmen treibt das musikalische Trio die Geschichte voran, erzählt von der Eisberg-Phobie des Kapitäns, die sich glücklicherweise mit einem selbst gemixten Elixier kurieren lässt, berichtet, wie die Besatzung Riffe umschifft, Fische und Piraten austrickst, schrecklichen Unwettern trotzt und sich mit Meerjungfrauen herumärgert. Nur gegen die Trøtentiere vermögen Cecil und Iso nichts auszurichten. Nachdem endlich Land in Sicht war, stellt sich nämlich heraus, dass die Inselbewohner gar nicht so lustig und gastfreundlich sind, wie erwartet, stattdessen gerne Knöllchen und Strafen verteilen. Für Iso und Cecil gibt’s deshalb nur eines: Wieder verduften. So ist das Stück ganz abrupt zu Ende. Wer das blöd fand, dem erklärte Iso: „Also Cecil und ich hatten viel Spaß dabei.“

Die drei Ensemblemitglieder – alle professionellen Schauspieler und Musiker – leben in Frankfurt. Das kleine mobile Shanty-Musical ist ihr erstes Stück in dieser Formation. Die Jury von „Kaleidoskop“ hatte es aus zahlreichen bundesweiten Bewerbungen wohl auch deshalb ausgewählt und auf Tournee geschickt, weil es durch das Rollenspiel, das reduzierte Bühnenbild sowie den geringen technischen Aufwand die Fantasie des Publikums anregt.

Veranstalter des Freiluft-Theaters war der Kinderclub im Evangelischen Gemeindezentrum in Kooperation mit dem Ausländerbeirat der Stadt Seligenstadt und der Stadtteilzeitung Niederfeld-Rundblick. Die Nassauische Heimstätte unterstützte den Theaternachmittag finanziell.         

Sabine Müller

Fotos: Karl-Heinz Riedel (2), Claus Ost (3)